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19.05.2014

Rennsteiglauf 2014

Rennsteig – auf und ab

Die Idee geisterte schon lange in meinem Kopf herum: einmal den Rennsteig laufen - den Marathon versteht sich. An so etwas wie den Ultra würde ich mich nicht wagen.

Allein der Termin war es, der die Sache schwierig machte: ein Samstag, Mitte Mai – für mich unmöglich. Doch siehe da, im Spielplan 2014 ergab sich eine Lücke, deckungsgleich mit dem Rennsteig-Lauf - es kann was werden!

Und es wurde. Im Nu waren wir ein Grüppchen von gut 16 Leuten. Unter der Federführung von Henriette legten wir einen Trainingsplan auf, der zunächst für Stirnrunzeln, hängende Mundwinkel, große Zweifel und leise Laute des Unmuts sorgte. Bergsprints? Mehrfach hintereinander? Immer wieder die gleiche Strecke? Ist das nicht fad? War es nicht. Von Woche zu Woche steigerten wir unsere Kondition, unsere Kraft, und die Motivation war sowieso da.

Am 16. Mai war es dann soweit: mit Fahrgemeinschaften reisten wir an, leider auf zwei Hotels verteilt. Obwohl wir schon im August des Vorjahres gebucht hatten, eine Unterkunft für alle war nicht mehr möglich. Ein erster Spaziergang durch das Örtchen Neuhaus am Rennweg, Abholen der Startunterlagen.

Leichter Nieselregen, oweh oweh. Abends dann die Kloßparty (die Knödel, soll ich ehrlich sein? Ja, ich soll …naja) Rouladen,  sehr deftiges Essen.  Viel Folklore, das Rennsteiglied wurde mit Begeisterung gesungen und getanzt. Relativ früh für ein Nachtlicht wie mich zogen wir uns in unsere Gemächer zurück - am nächsten Tag musste ja ein Marathon mit etlichen Höhenmetern gelaufen werden.

Am nächsten Morgen: strahlender Himmel! Von etlichen erfahrenen Rennsteigläufern wurde uns versichert, dass so gutes Wetter höchst selten sei - Glück gehabt! Und zu Fuß vom Hotel zum Start, was für ein Luxus. Ein wenig Aufregung vor dem Start: „Wo ist…, wer muss nochmal zur Toilette? Ja, wir bleiben hier stehen, ganz bestimmt, ja, wir warten!“ Das Rennsteiglied ertönt, es wird getanzt - und schon geht es los. Eine schöne, entspannte Atmosphäre - wenn man am Start eines Marathons entspannt sein kann.

Schon ab dem Start in Neuhaus geht es leicht bergauf, die Neuhauser stehen vor ihren Häusern und jubeln und klatschen – man spürt, sie sind stolz auf dieses Sportereignis in ihrem Ort, in ihrer Gegend. Und dieses Gefühl begleitet einen den ganzen Lauf über. Mitten im Wald stehen plötzlich klatschende, aufmunternde Menschen, kleine Musikkapellen, eine einzelne Frau, die eine besonders gefährliche Wurzel mit einem bunten Bändchen markiert hat und jeden Läufer einzeln warnt. Schön. Nur in einem Örtchen (ich glaube es war Gießübel, der Name würde passen), ist die Situation etwas skurril: keine Seele auf der Straße, buchstäblich niemand. Nur in einem Küchenfenster steht ein einsames Kofferradio, das die Vorüberhechelnden mit Tiroler Volksweisen beschallt. Drei Häuser weiter zwei kettenrauchende Herren in einer offenstehenden Garage, einer im Rollstuhl, die uns freundlich mit ihren Bierflaschen zuwinken. Sonst keine Seele.

Die Verpflegungsstellen: von Feinsten. Sie erinnern teils an kleine Volksfeste: mit festen Holzhütten und einem reichhaltigen Angebot: Gel, der berühmte Haferschleim, Bier, Wurstbrot, Tee, Obst, Isotonisches etc. etc. Es hätte die Möglichkeit gegeben, im Ziel mehr  zu wiegen als am Start…

Die Strecke ist ungemein abwechslungsreich. In der Summe mehr Höhenmeter bergab als bergauf,  aber alles will gelaufen werden. Es geht durch Wälder, Hohlwege, über Asphalt, Schotter, Wiesenpfade. Enge, düstere Pfade wechseln sich mit Wegstrecken ab, die einen wunderbaren Fernblick bieten. Es gibt so viel zu sehen, dass ich fast den Überblick verliere -  haben wir jetzt Kilometer 20 oder 30? Aber nur fast. Viele von uns gehen die Sache sehr entspannt an, es darf auch mal gegangen werden. Man trifft sich immer wieder mal auf der Strecke, in den Verpflegungsstationen, bei Engstellen, die schon auch mal Staus verursachen. Bei Kilometer 32 denke ich noch: „Gut, wenn es jetzt nur noch 11 km sind (der Rennsteig-Marathon geht über 43,5 km), vielleicht überlege ich mir doch noch weitere Ziele“ - aber diese Hybris verflüchtigte sich dann doch noch.

Die letzten paar hundert Meter ziehen sich bergauf durch den Zielort Schmiedefeld, man läuft an denjenigen entlang, die ein paar Minuten (oder Stunden?) schneller waren und schon längst frisch geduscht ihre Medaillen zeigen, vermutlich schon ein Köstritzer Schwarzbier genossen und sich an Thüringer Bratwürsten delektiert haben. Nein, jetzt kann man nicht mehr gehen,  jetzt keine Blöße zeigen. Oben im Stadion angekommen: der ersehnte Zielbogen in Sichtweite - das Köstritzer in Griffweite. Aber nein, das Wort „Ziel“ ist überklebt. Die Stadionrunde will auch noch absolviert werde. Dann sind wir da, glücklich - geschafft!

Jetzt können wir feiern und uns feiern lassen - zusammen mit unseren Vereinsfreunden, die sich andere Strecken vorgenommen hatten und die wir im Zielbereich treffen: Halbmarathona Claudia R. und unsere Ultraläufer Florian und Armin. Die LLC-Familie in bester Laune und Verfassung - alle heil und gesund angekommen.

Fast alle. Unsere Claudia Z. hatte leider großes Pech, stürzte bei Kilometer 17 so unglücklich, dass sie sich die Schulter brach und  an eine Fortsetzung des Rennens nicht mehr zu denken war. Schade, schade - beim nächsten Mal klappt es!

Alle anderen konnten finishen: Alexandra, Carola, Christian, Franz, Gerti, Herbert B., Martina Sch., Martina S., Norbert, Renate, Ricarda, Ursula, Tina, Uta und ich. Ein besonderer Glückwunsch gilt unseren Marathon-Novizen Karsten und Herbert:

Chapeau! Sich als ersten Marathon einen so anspruchsvollen vorzunehmen und so gut zu meistern - Respekt!

Michi, Christiane und Sascha waren als Fans und zur Unterstützung mitgefahren - vielen Dank!

Nach dem gemeinsamen Abendessen ließen wir unseren Tag noch einmal genüsslich Revue passieren - auch wenn wir Claudia und Sascha vermissten, die gleich am frühen Abend die Heimreise angetreten hatten. Die Nacht war kurz, aber bis drei Uhr früh haben wir dann doch nicht mehr getanzt, oder doch?

Am Sonntag ging es dann, medaillengeschmückt, stolz und ein bisschen müde wieder nach Hause - und am nächsten Tag beim Lauftreff - da ließen wir uns gleich wieder feiern…

Mein Fazit: Ein wunderschöner Lauf, bestens organisiert, tolle Verpflegung, herzliche Unterstützung.
Vielleicht nicht jedes Jahr, aber gerne wieder!

Inge Faes-Wagner mit freundlicher Unterstützung von Herbert Oswald, Photos Herbert Oswald